Zugegeben, mit dem Thema "Hifi-Zubehör" hatte ich bislang nicht wirklich viel am Hut. Gute Lautsprecher- und gute NF-Kabel - okay, die müssen sein. Und gute Bausteine bzw. Geräte, selbstredend. Aber ein spezielles Hifi-Rack, wer braucht das schon? Alles nur Beutelschneiderei! Mein altes Massivholz-Rack jedenfalls gab lange Jahre sein Bestes. Die Geräte, die es beherrbergte, standen auf fest verleimten Ebenen. Unter den Geräten fanden mal mehr, mal weniger ausgereifte Untersteller oder Spikes Platz. Bis hin zum Geheimtipp für die geizigsten unter den Geizigen: Hockeypucks! Mit diesen vermeintlich sehr klug gewählten, resonanzabsorbierenden Materialien versorgt, klang meine Anlage zuhause, in meiner stark bedämpften Parkett-Altbauwohnung, ganz nett. Das dachte ich jedenfalls, bis ich eines Tages eines Besseren belehrt wurde, als ich im Netz auf einen Bericht von dem brandneuen High End Audiomöbel "MELANGE" der Firma KWO aus Olbernhau stieß. Und mir das Teil einfach mal kommen ließ.
Aufgebaut ist das MELANGE-Rack im Handumdrehen, ohne dafür extra Werkzeug in die Patschehändchen nehmen zu müssen. Mein Rack besteht aus drei massiven Dreiecksrahmen, die jeweils durch drei ebenso massive Buchensäulen untereinander verbunden werden. Jede Ebene nimmt eine mit jeweils drei höhenverstell-baren Minispikes plus einer eingelassenen Wasserwaage versehene Absorberplatte aus MDF mit Metallschaumfüllung auf. Nach unten hin schließen drei aus dem Vollen gefräste, schwere verstellbare Edelstahl-Spikes das Rack ab. Oben drei fette Edelstahl-Abschlusskappen, die zweifelsohne auch im Fahrwerks-bau eine tragende Rolle spielen könnten. Eine rundum gelungene, tadellose Verarbeitung, wie ich finde.
Und wie klingt es? Grad so, als hätte ich eine neue und um Klassen bessere Vor- bzw. Endstufe als meine jetzige angeschlossen! Oder neue Boxen. Das "Klangwunder", wie ich es nenne, ist für meine bescheidenen Verhältnisse nicht mehr und nicht weniger als die wohl beste "Anlageinvestition" der vergangenen Jahre. Seit mein Vorverstärker ganz oben und auf den darunter liegenden Ebenen meine beiden Röhrenmonos Platz genommen haben, entdecke ich meine komplette CD-Sammlung neu. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Nicht nur, dass der Raum nach hinten und - je nach Aufnahme - links und rechts neben meinen beiden Speakern an Weite und Tiefe zugenommen hat - selbst die Sprachverständlichkeit ist besser. Auch die Bässe, egal ob Bassdrum, Kontrabass-, Synthie- oder E-Bässe, die im direktenVergleich zu meinem alten Holzrack nunmehr mit einer ungeheuren Strahlkraft und punktgenauen Dynamik rüberkommen, zaubern einem ein feistes Grinsen zwischen die Ohren. Hatte ich erwähnt, das selbst der Sweet Spot, jenes nervige, mathematisch exakt auszumessende Gebilde, dass einen beim Hören jedesmal aufs Neue wie einen Katatoniker in den Ohrensessel nagelt, aufgehört hat zu existieren? Dank MELANGE wiege ich jetzt meinen Kopf samt Oberkörper zur Musik hin und her und höre immer noch Stereo! Unglaublich.
Den deutlichsten Unterschied zu meinen früheren blubbernden, oftmals obertonarmen Sound, nehme ich beim Hören von Percussionsinstrumenten wahr. Ich kannte bisher nur vom Hörensagen, dass man den klanglichen Unterschied zwischen einer Djembe, Kongas und Bongos auf einer Aufnahme sehr wohl ausmachen kann. Und das (fast) jedes Gerät in der Tat einen Eigenklang besitzt. Bei Aufnahmen mit einem so genannten Rainmaker (gefülltes Schüttelrohr) dachte ich bislang, der Drummer streicht kreisförmig mit einem Besen über seine Snaredrum/Hängetoms. Hallo, war ich taub? Oder nehmen Sie eine Konzert-Triangel aus einer Glockenbronze-Legierung, mit ihrem vollen und lang anhaltenden Klang. Da habe ich als Rotweinliebhaber stets gedacht "Oh, das Weinglas auf der Aufnahme hat aber einen schön hohen Bleiskristallanteil!"
Fazit: Mit dem Erwerb des MELANGE Hifi-Rack macht man nichts falsch. Im Gegenteil, das Rack stellt ein optimales Tuning dar. Mein Sound zuhause ist um Welten differenzierter, detailreicher, offener und weiträumiger geworden. Bässe haben Kick, natürliche Instrumente klingen natürlich, Percussionsinstrumente hört man das Material, aus dem sie geformt sind, an. Kurzum: die Wiedergabe besticht durch einen duftig-klaren, nie nervenden samtigen Klang. Alles klingt wie "selbstverständlich". Die Staffelung der Musiker auf der Bühne ist exakter denn je ausgerichtet. Auch wenn ich an den ersten beiden Hör-Tagen meinen Ohren misstraute, weil mir zunächst Stimmen ein wenig zu "schlank" erschienen. Doch das lag an der Aufnahmequalität, die das MELANGE gnadenlos enttarnt. Was dünn aufgenommen wurde, bleibt auch dünn. Aber gute Aufnahmen wie z.B. die Stockfisch Records Vol. 2 oder Patrica Barbers HDCD-Scheibe "Cafe Blue", die hauen einen glatt um. Nach dem dritten Tag hatte mich das Rack um den imaginären Finger gewickelt.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, das ich seit Verwendung des MELANGE wesentlich mehr Dezibel in die Stube pumpen kann? Ja, es geht lauter! Früher, als ich sozusagen auf dem Holzweg war, nahm ich an, meine 91db-Speaker komprimieren zu schnell. Denkste, war alles nur einer fehlerhaften Entkopplung geschuldet. Kurzum, MELANGE, das Zauberrack von KWO, mein Werkzeug für die nächsten highfidelen Jahre, kann ich persönlich nur aus tiefstem Herzen empfehlen. Dass die Schilderung meiner Höreindrücke nur mein subjetives Empfinden wiedergeben, versteht sich von selbst.
Uwe Brauner, Kassel, im September 2008